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Gesellschaftliches Mitgefühl als Werkzeug zur erfolgreichen Behandlung gesellschaftlicher Traumatisierungen

vhs Calw

10.07.2025

Das Thema „Trauma“ bzw. „Traumatisierung“ wird im öffentlichen Diskurs unserer Gesellschaft weitgehend vermieden. Hinter dieser Vermeidung steht der verständliche Wunsch vieler traumatisierter Menschen, nicht an die erlittenen Traumatisierungen erinnert zu werden.

Der zweite Weltkrieg führte in Europa zu mehr als 60 Millionen Toten und – bei den Soldaten wie auch in der Zivilbevölkerung - zu vielen Millionen Menschen, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung litten. Trotz dieser Zahlen begann die wissenschaftliche Trauma-Forschung erst in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Viele ältere Menschen, die als Kinder den Krieg überlebt haben, leiden heute noch an Trauma-Folgestörungen; und unter den mehr als 13 Millionen Flüchtlingen, die heute in Deutschland leben, gelten diejenigen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, nach einem Bericht der AOK zu 50-60 % als traumatisiert. Außerdem gibt es in Deutschland eine zunehmende Zahl von „entwicklungstraumatisierten“ Kindern: nach unseren Erfahrungen zählen hierzu mehr als 50 % der Kinder an Grundschulen.
Wir haben in den letzten Jahren im Kreis Calw unter der Bezeichnung „Seite an Seite – Resilienzförderung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene“ ein Trauma-Netzwerk aufgebaut. Mithilfe von mehr als 200 hierfür eigens geschulten ehrenamtlichen Begleitpersonen haben wir mehr als 30 Kurse „Begleitetes Sandspiel“ mit Grundschulklassen durchgeführt. Das Ergebnis war durchgehend positiv: von zehn Kindern, bei denen vor Beginn der Kurse die Indikation zu einer psychotherapeutischen Traumabehandlung bestand, benötigten nach Abschluss der zehnstündigen Kurse noch zwei Kinder eine weitergehende Psychotherapie.
Im Vortrag wird zunächst herausgearbeitet, was ein Trauma ist, und welche Behandlungsmethoden es gibt. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des Trauma-Netzwerks, das wir den Kreis Calw aufgebaut haben, und vor allem auf der Darstellung der Rolle, die menschliches Mitgefühl hierbei spielt.
Dr. med. Rolf Johnen, Facharzt Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie

Veranstaltungsort

vhs Calw

Kirchplatz
75365 Calw

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