
Elektra
Stadtforum, Bad Saulgau
19.10.2025
Tanz Harz, Harztheater Halberstadt
Im Zentrum der antiken Geschichte von Elektra steht ein bis heute wirkendes Tabu: Der Muttermord. Elektra war dem Mythos nach die Tochter Agamenons, der in den Trojanischen Krieg gezogen war und nach seiner Rückkehr von seiner Frau Klytaimnestra heimtückisch im Bad ermordet wurde. Tief getroffen von der Tat und vernachlässigt von der Mutter, rächt sich Elektra. Sie tötet gemeinsam mit ihrem Bruder Orest ihre Mutter und deren Liebhaber.
Tarek Assam legte in seiner gefeierten, hochdynamischen und bildgewaltigen Neuinszenierung des Mythos als packendes zeitgenössisches Tanzstück den Schwerpunkt auf die Psychologie. Im Zentrum steht die Frage, in welcher Umgebung Elektra aufgewachsen sein könnte, die ihr kaum Möglichkeiten geboten hat, dass ihre Bedürfnisse gehört und gesehen werden. Das Eintauchen in die archaische Geschichte führt dabei das Publikum bis an den Rand der Naherfahrung von Schuld, Rache, Trauma und einer rauen Gesellschaft. Zugleich erhellen ausdrucksstarke Tanzszenen und vielsagende Soli und Duette den Blick für die hellen Seiten der menschlichen Existenz und ihre Fähigkeit zur Schönheit.
Das Ensemble Tanz Harz ist erstmals zu Gast in Bad Saulgau, nach Gastspielen in Deutschland, Polen, Italien und China.
Man fühlt den Schmerz Elektras, wenn sie zum Schluss alleine in der Rotunde, umgeben von Metallstäben, nicht aufhört, ihren Körper zu waschen, während die johlende Gesellschaft sich von ihr distanziert, sie alleine lässt und isoliert. Inszenatorisch kommen so Tanztheater, Handlungsballett und die Dynamik des abstrakten zeitgenössischen Tanzes in einem Gesamtkunstwerk zusammen Bravo! (Danceforyou Magazine, 18.02.2024)
Veranstaltungsort
StadtforumLindenstraße 7
88348 Bad Saulgau