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Ein Auftakt nach Maß

Kultursommer Nordschwarzwald ist feierlich gestartet / Buntes künstlerisches Programm im Kloster Maulbronn

Ausschnitte aus der „Zauberflöte“ sind geboten, Lieder mit hintergründigen Texten, Gedichte mit Tiefgang, starke Stimmen und humorvolle Theaterszenen: Die Künstler haben sich am Freitagmittag im Kreuzganggarten des Maulbronner Klosters gegenseitig die sprichwörtliche Klinke in die Hand gedrückt und damit symbolisch den Startschuss gegeben für den diesjährigen Kultursommer. Initiiert von der Arbeitsgemeinschaft Kulturregion Nordschwarzwald, bietet er in den kommenden Wochen mehr als 100 Veranstaltungen für alle Altersklassen und sämtliche Interessengruppen. Klaus Mack freut sich darauf. „Zu lange ist die Kultur brachgelegen“, sagt der Vorsitzende des Regionalverbands Nordschwarzwald und bezeichnet sie als einen weichen Standortfaktor, der Lebensqualität schaffe.

Für den Kultursommer hätten Landräte und Oberbürgermeister ohne Kirchturmdenken an einem Strang gezogen. „Man sieht heute: Es war der richtige Weg.“ Künstler hautnah zu erleben und Atmosphäre zu spüren, sei wichtig, der Austausch von unschätzbarem Wert.

Auch Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau freut sich auf das „vierwöchige Schaulaufen von Maulbronn bis Alpirsbach“ und lobt das Engagement aller Beteiligter, die „wirklich ein bewundernswertes Durchhaltevermögen bewiesen“ hätten. Hier sei das Vernetzen und das Miteinander „ein eindeutiges Erfolgsrezept“ gewesen. Die Stimmung im Kreuzganggarten des Maulbronner Klosters ist gelöst, den Künstlern die Freude darüber anzusehen, dass sie nun wieder auftreten dürfen. „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“, singt Jay Alexander, die Arme weit ausbreitend. Von Juna Cherevatskaya am Klavier begleitet, dringt seine strahlende, kraftvolle Tenorstimme bis in den letzten Winkel des Kreuzganggartens.

Dieter Huthmacher singt von Hoffnung und versucht, nachzuempfinden, wie Hermann Hesse sich einst gefühlt hat, als er das Seminar in Maulbronn besuchte. Seine Texte sind so, wie man sie kennt: hintergründig und mit feinem Humor. Neben ihm auf der Bühne sitzt Matthias Hautsch, der Gitarrenvirtuose, der seinem Instrument eine beeindruckende Klangfülle entlockt.

Am Klavier brilliert dagegen Marina Müllerperth mit perfektem Tastenanschlag und nuanciertem Spiel. Zwei Stücke bringt sie zur Aufführung, beide aus der Feder von Lili Boulanger, einer französischen Komponistin, auf die Müllerperth stieß, als sie sich voriges Jahr mit Frauen in der Musik befasste. Klar und durchsichtig präsentiert sie das melancholisch klingende „D’un vieux jardin“, zupackend das aufregende „Cortège“. Ein schöner Kontrast, der beim Publikum Eindruck hinterlässt.

Das gelingt auch den drei Schauspielerinnen Anne von der Vring, Berenike Felger und Petra Ehrenberg, die zum Künstlerbund der Neuhausener Theaterschachtel gehören und einen Ausschnitt aus ihrem selbstgeschriebenen Stück „Zickenalarm – Ein Heimatabend“ präsentieren. Der Name ist Programm: Drei Frauen sitzen auf der Bühne und reden über Männer. Ein Thema, bei dem die Ansichten schnell auseinandergehen und der Streit vorprogrammiert ist.

Deutlich ruhiger geht es bei Walle Sayer zu. Der unter anderem mit dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnete Autor trägt drei Gedichte vor. Es geht um die Suche nach einem verlorenen Ehering, um das Leben in einer Coverband, die in Festzelten auftritt und die frühmorgendlichen Heimfahrten im Bandbus genießt.

Auftritte absolvieren inzwischen auch die Aurelius-Sängerknaben wieder. Am 28. Juli werden sie bei „Raus in den Kurpark“ in Hirsau auf der Bühne stehen, am 31. Juli in der Maulbronner Klosterkirche. Zur Eröffnung des Kultursommers präsentieren Moritz Schmid (Sopran), Florentin Uhl (Mezzosopran) und Florian Streng (Alt) drei Szenen aus der „Zauberflöte“.

Dann wechselt Moderator Hansy Vogt blitzschnell das Thema und fragt die drei Jungs, ob sie neben dem Singen auch gerne Fußball spielen. Nach der wenig überraschenden Antwort verpflichtet er Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau, den Sängerknaben einen Satz Fußbälle zu spendieren. Das Publikum hat seinen Spaß und spendet immer wieder tosenden Beifall. – Nico Roller